Notfall: Makrohämaturie

Definition

Sichtbare Blutbeimengung zum Urin (bereits 1ml Blut kann 1l Urin rot färben!)

Einteilung

nach dem zeitlichen Auftreten

• initial: Blutungsquelle in Harnröhre/Blasenhals
• terminal: Blutungsquelle aus der Blase
• total
• miktionsunabhängig

nach dem Aussehen

• fleischwasserfarben/lachsfarbig: geringe Makrohämaturie, meist nicht Hb-wirksam
• braunrot/altblutig: bei langem Verweilen des Blutes im Harntrakt oder Auflösung von Koageln
• hellrot: aarterielle Blutung (z.B. Blasentumor)
• dunkelrot: venöse Blutung (z.B. submuköse Prostatavenen)

nach dem Beschwerdebild

• schmerzlos
• schmerzhaft

Symptome

entsprechend dem Krankheitsbild

• schmerzlos - schmerzhaft
• bei Blutverlusten: Reduktion des Allgemeinbefindens (bis zum Schock)

Diagnostik

• Anamnese
  • Dauer der Blutung
  • erstmaliges/wiederholtes Auftreten der Makrohämaturie
  • Schmerzlokalisation und Entwicklung
  • bekannte Vorerkrankungen (vor allem urologische, z.B. Steinleiden)
  • Operationen (z.B. TUR-P/-B), Bestrahlung, Chemotherapie
  • erbliche Belastungen
  • Auslandsaufenthalte
  • Medikamenteneinnahme (z.B. Phenprocoumon, ASS)
• Basisparameter: RR, Puls, Temperatur, Hautkolorit
• Urologisch:
  • körperliche Untersuchung
• Labor:
  • Blut: Hb, Quick, PTT
  • Urin: Sediment, Kultur

Cave: schmerzlose Makrohämaturie immer malignomverdächtig

• weitere Abklärung:
  • Sono Niere, Blase, Prostata
  • AUG, Zystogramm
  • Urethrozystoskopie: ggf. Ostienlokalisation bei Blutung aus dem oberen Harntrakt

Therapie

• Stabilisierung der Kreislaufverhältnisse
• Spülung der Blase: Absaugen der Koagel
• Dauerspülung der Blase mit physiologischer Kochsalzlösung über Spülkatheter
• Endoskopische Suche und Koagulation der Blutungsquelle

Komplikationen

• Blasentamponade (führt zum akuten Harnverhalt durch Koliken und Koagelbildung im Harnleiter)
• kreislaufwirksamer Blutverlust (führt zum Schock)

Differentialdiagnosen

• Rofärbung des Urins (Hämoglobinurie, Medikamente, Nahrungsmittel)

• Sonderfall: Makrohämaturie mit Miktionsbeschwerden:
  • Hinweis auf entzündliches Geschehen (hämorrhagische Zystitis)
  • Therapie: Antibiotika, Ursachenklärung im infektfreien Intervall